|
Larry Landon landete am 2. Januar morgens um 7 Uhr 15 in Le Bourget. Ein
eiskalter Wind pfiff über das Flugfeld, als Larry aus der Caravelle
stieg. Er stellte den Kragen seines Trenchcoats hoch, steckte die Hände
tief in die Taschen und ging zum Flughafengebäude. Beim Zoll hatte er
keine Schwierigkeiten, denn Larry war ein Mann, der mit Vorliebe mit leichtem
Gepäck reiste. Larry erhielt sein Gepäck bei der Abfertigung.Er
sah sich in der großen Halle um. Yvonne de Ysancourt sollte ihn am
PanAm-Schalter erwarten. Als Erkennungszeichen war eine Nummer des "Paris
Match" ausgemacht, den sie unter dem Arm halten sollte.Larry schnitt eine
Grimasse. Er stellte sich eine vertrocknete Frau um die Fünfzig vor,
wahrscheinlich mit Stahlbrille und schiefsitzenden Strümpfen. Larry
teilte nicht die Ehrfurcht vieler Amerikaner vor einem Adelstitel. Er hatte
seine Erfahrungen gemacht. Ob Earl, ob Chevalier, ob Graf, sie alle wollten
Unsummen für ihre verrotteten Kästen von Burgen und Schlössern,
wenn Landon Hotels & Stores an sie herantraten.
von Earl Warren, erschienen am 30.11.1999, Titelbild: Nikolai
Lutohin
Dieser Roman erschien erstmals am 12.03.1974 als GK
Band
26
Rezension
von Ulrich
Surendorf/Chapman:
Kurzbeschreibung:
Der Amerikaner Larry Landon reist nach Frankreich, um das alte Schloss Ysancourt
auf die Möglichkeit zu prüfen, aus dem Gemäuer ein Hotel zu
machen. Der Comte Didier de Ysancourt ist zwar grundsätzlich von dieser
Möglichkeit begeistert, allerdings weist er daraufhin, dass jetzt der
falsche Zeitpunkt dazu ist. In der folgenden Nacht erfährt Larry, was
damit gemeint ist: er hat einen schrecklichen Traum von einer Hexenverfolgung
im Mittelalter, bei der ein junges Mädchen und ihr Vater ertränkt
werden. Durch die Erzählungen der schönen Yvonne de Ysancourt und
zwei weitere Träume erfährt Larry die ganze Geschichte: Im Jahre
1372 wurden der damalige Comte de Ysancourt und seine Tochter Denise vom
Burghauptmann Jean-Marie Dulot und der Gesellschafterin Marie-Claire der
Hexerei angeklagt und schließlich hingerichtet. Da es keine weiteren
Nachkommen gab, wurden Dulot und Marie-Claire die neuen Schlossherren und
nahmen auch den Namen de Ysancourt an. Während der Folter hat sich Denise,
die eigentlich keine Hexe war, dem Dämon Astaroth verschworen. Er sollte
ihre Seele und die ihres Vaters haben, wenn er das Geschlecht für das
nächste Jahrtausend alle 100 Jahre für die Verschwörung
büßen lassen sollte. Dies hat der Dämon auch getan, allerdings
anders, als Denise sich das vorgestellt hatte: Denise, die von Hauptmann
Dulot schwanger war, ertrank zwar, starb aber nicht. Stattdessen brachte
sie unter Wasser das Kind zu Welt, ein reptilienartiges Monster. Dieses Monster,
das nur Le Vert' genannt wird, erscheint seit 1374 alle 100 Jahre auf
Schloss Ysancourt und tötet alle Familienmitglieder bis auf eines, das
den Namen weitergeben soll. Yvonnes Brüder René und Hervé
sowie ihr Vater werden trotz aller Gegenwehr und der Hilfe Larrys von Le
Vert getötet. Auch Yvonne soll sterben, denn es gibt noch einen Halbbruder,
der nicht auf dem Schloss lebt und dann den Titel erben würde. Eines
Abends trifft Larry auf den untoten Comte und dessen Tochter, die ihm
erzählen, dass ihre damalige Rache längst zu einem Fluch für
sie geworden ist und sie sich nichts sehnlicher wünschen als den Tod.
Der Fluch kann jedoch nur gelöscht werden, wenn Le Vert getötet
wird, was aufgrund seines robusten Körpers jedoch kaum machbar scheint.
Schließlich hat Larry die rettende Idee. Er legt Eisengitter in der
Schlosshalle aus, setzt den Boden unter Wasser und als Le Vert schließlich
auch Yvonne töten will, lässt er ein Stromkabel ins Wasser fallen.
Durch den Stromschlag wird Le Vert getötet. Der Comte und Denise zerfallen
zu Staub und Yvonne de Ysancourt geht mit Larry nach Amerika, um den Schrecken
zu vergessen.
Meinung:
Ein spannender Roman, der sich durch zwei Merkmale von anderen Gruselromanen
unterscheidet. Erstens spielt er mal nicht in England, sondern in Frankreich
und zweitens wird hier geschildert, wie die Bösen' unter ihrer
eigenen Rache leiden. Da wurde sehr gut gemacht und mir taten Denise und
ihr Vater fast schon leid. Vor allem, weil sie eigentlich ja wirklich unschuldig
waren und sich dem Dämon erst in höchster Not verschrieben haben.
Dass die Menschen bei solchen Pakten immer den Kürzeren ziehen, wurde
hier schön deutlich. Das Titel gebende Verlies spielt in dem Roman
allerdings eine untergeordnete Rolle. Vielleicht hätte man den Roman
besser "Im Schloss der blutigen Träume" nennen sollen. Das Lesen hat
mir vor allem viel Spaß gemacht, weil ich neben dem
Grusel-Schocker-Nachdruck auch den Original-Roman besitze, den ich diesmal
zur Lektüre genommen habe. :o)
Besonderheit:
Dieser Roman erschien erstmals am 12.03.1974 als Gespenster-Krimi
Band 26
unter dem Titel Im Verlies der blutigen Träume' von Brian
Elliot.
Dieser Roman wurde im November 2004 in der Hörspielreihe "Gespenster-Krimi"
von WortArt als
Nr.
1 vertont.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Auf diesem Bild ist zwar ein Verlies zu sehen, aber es hat auch nicht viel
mit der Handlung zu tun. Außerdem
Lutohin
*würg*
Coverbewertung: