Gordon Black Nr. 1: Der Spiegel des Grauens
Immer, wenn hinter den Palastmauern des Grafen Girolamo lautes Musikspiel
erklang und bis zum Morgen gellende Schreie ertönten, bekreuzigten sich
die Menschen von Venedig. Der Teufel sei dort zu Gast, hieß es, und
Girolamo ein guter Gastgeber. Als die Soldaten des Dogen die Palasttüren
einschlugen, fanden sie die Überreste von mehr als fünfzig Menschen,
die der Graf auf entsetzliche Weise umgebracht hatte. Das Urteil für
Girolamo lautete, auf dieselbe Art zu sterben wie seine Opfer - auf einen
spitzen Pfahl gespießt und angesichts eines Spiegels, der ihm sein
eigenes qualvolles Sterben bis zum Ende zeigte ...
von Horst W. Hübner, erschienen 1982
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Graf Girolamo, ein Tyrann und Menschenschinder, richtete seine Opfer hin,
indem er sie pfählte. Während sich der Pfahl immer weiter in die
Körper wühlte, mussten die Delinquenten sich selbst in einem Spiegel
betrachten, während klangvolle Musik gespielt wurde. Graf Girolamo wurde
festgenommen, verurteilt und hingerichtet, und zwar auf genau dieselbe Art
und Weise wie seine Opfer. In der Gegenwart hat der reiche Geschäftsmann
Sir Goffrey den Nachlass des Grafen erworben. Bei einer Party stirbt eine
junge Frau, die an dem Spinett des Grafen spielte, während sie sich
im Spiegel betrachtete. Der Frau wurde binnen kürzester Zeit
sämtliches Blut aus den Adern gesogen. Die Zeugen berichten einvernehmlich,
dass sie eine düstere Gestalt im Spiegel sahen, als der Mord geschah
und sämtliche Lichter erloschen sind. Kurz darauf wird ein Gehilfe der
Staatsanwaltschaft tot aufgefunden. Auf dieselbe Art gestorben wie die junge
Frau. Der Neffe Mel Teelern ist der Hauptverdächtige, da ihm das
Vermögen Sir Goffreys zufallen würde, wenn diesem was zustieße.
Teelern wendet sich an den Anwalt Gordon Black, der sich mit seiner Assistentin
Hanako Kamara auf den Weg zum Anwesen Sir Goffreys macht. Keine Sekunde zu
spät, denn der dämonische Geist des Grafen Girolamo ist bereits
zum Angriff übergegangen
Meinung:
Der erste Band einer weiteren Geisterjäger-Serie, die bereits
frühzeitig ein enormes Potenzial offenbarte und den Leser trotzdem nur
20 Ausgaben lang erhalten blieb. Zugegeben ein gutaussehender
Dämonenjäger mit attraktiver Freundin und allerlei magischen Gimmicks
ist nun alles andere als neu und nicht das, was man gemeinhin als originell
bezeichnen würde. Und tatsächlich wollte der Marken-Verlag mit
GORDON BLACK an dem Erfolg von Sinclair & Co teilhaben. Doch in Sachen
Storyaufbau zeigte sich bereits schnell, dass die Serie einen anderen Weg
einschlagen würde. Bereits der erste Band ist ein richtiger Gruselkrimi,
in welchem es der Held zwar mit Gegnern aus einer anderen Welt zu tun bekommt,
aber trotzdem eine gewissenhafte Recherche an den Tag legen muss, um dem
Dämon das Handwerk zu legen. Anstatt auf vordergründige Action
legte Norman Thackery Wert auf eine ausgefeilte Handlung und einen originellen
Plot. Ein Novum war und ist außerdem, dass Gordon Black Anwalt ist,
und als dieser Mitglied eines magischen Zirkels. Anstatt mit Silberkugeln
kämpft Black mit Symbolen und magischen Artefakten gegen das Böse
und verlässt sich dabei auf die Hilfe mystischer Gottheiten. Dabei hat
Norman Thackery in der Beschreibung der Waffen des Helden enorme
Kreativität bewiesen. So besitzt Black nicht nur ein Hexenmesser, welches
an einer Schnur um seinen Hals baumelt, sondern auch eine Dämonenpeitsche
mit fünf Schnüren. Einer der Riemen besteht aus der Sehne des Erzengels
Leviathan, ein weiterer aus dem Strick mit dem sich Judas erhängte,
der dritte aus einem Teil der Schnur, die zum gordischen Knoten gehörte,
der vierte Riemen besteht aus der Haut der Paradiesschlange und der fünfte
aus der Seidenkordel, mit der die Henker der osmanischen Herrscher ihre Opfer
zu erdrosseln pflegten. In der Beschreibung von der Tötung des Grafen
beweist der Autor zudem, dass er auch vor drastischen Darstellungen nicht
zurückschreckt. Was den Leser im Laufe der Handlung des Weiteren erwartet
ist die übliche Dämonenjagd. Dabei wurden die Charaktere sehr lebhaft
und real beschrieben, auch wenn die Protagonisten dem üblichen
Heftroman-Klischee entsprechen. Längen gibt es vor allem in den
ausführlichen Gesprächen zwischen Lieutenant Clancy und Sir Goffrey
oder zwischen Gordon Black und Mel Teeler. Auch sprachlich wirken die Hefte
aus heutiger Sicht sehr antiquiert und gestelzt. Leider ist der Roman auch
kein typischer Erstling, denn der Leser wird, was Gordon Black betrifft,
vor vollendete Tatsachen gestellt. Der Anwalt ist bereits etablierter
Dämonenjäger und im Kampf mit den Kreaturen der Hölle
äußerst versiert.
Fazit: Spannend erzählter Gruselkrimi mit atmosphärisch dichter
Handlung und dezent eingesetzter Action. Leider hat der Roman unverkennbar
stilistische Schwächen und wirkt gerade in den Dialogen häufig
unnatürlich.
Besonderheiten:
Ein Nachdruck dieses Romans erschien als Dämonen-Land
Nr. 82.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein sehr stimmungsvolles Titelbild, dass eine Schlüsselszene aus dem
Roman zeigt. Die düstere Farbgebung passt zudem hervorragend zum
dunkelblauen Rahmen der Serie.
Coverbewertung: