Gespenster-Krimi Nr. 388: Der Blutrichter

Gespenster-Krimi Nr. 388: Der Blutrichter


Die Hölle schickte ihn auf die Erde, damit er über jene zu Gericht saß, die Gutes getan hatten, und er sandte seine Schergen aus, damit sie ihm die Menschen brachten. Auch ich, Tony Ballard, der Dämonenhasser, sollte vom Blutrichter zum Tod verurteilt werden. Das Höllenfeuer, dem ich übergeben werden sollte, wartete bereits auf mich, und es hatte den Anschein, als ob es mich bekommen würde...


von A.F. Morland, erschienen am 17.02.1981

Rezension von Wolfgang Trubshaw:


Kurzbeschreibung:
Die Hölle entsendet den Blutrichter auf die Erde, um über all die Menschen Gericht zu halten, die sich erdreistet haben, in ihrem Leben Gutes zu tun. Aus reiner Schwärze bestehende Schattengestalten fungieren hierbei als Handlanger für den Blutrichter, die all jene "Delinquenten" in den Keller einer aufgelassenen Gerberei entführen, wo sie so lange eingekerkert bleiben, bis der Blutrichter einzeln Gericht über sie hält. Ein Fischer, ein Journalist und ein Tankwart werden von den Schatten gefangen genommen. Auch Tony Ballards Nachbar, der Parapsychologe Lance Selby wird im Laufe des Romans dorthin verschleppt, und der Dämonenhasser höchst selbst lässt sich im Austausch gegen Vicky Bonney gefangen nehmen. Die Entführungen kommen auch der Polizei zu Ohren, die den Fall prompt an Scotland Yard weiterleitet, aber da John Sinclair auf Dienstreise in Grönland ist, muss Tony Ballard zu Hilfe gezogen werden. Zwei Menschen fallen dem Blutrichter zum Opfer, bevor Tony und Mister Silver ihm den Garaus machen können.


Meinung:
Die ersten zwei Drittel des Romans sind eigentlich recht erträglich, phasenweise sogar recht nett, aber das letzte Drittel zieht den Roman wirklich runter. Der Blutrichter selbst tritt nur gelegentlich auf, und tut absolut nichts um seiner Vernichtung am Ende zu entgehen, bis darauf, seine selten dummen Schatten-Lakaien auf das Ballard-Team zu hetzen. Die Schatten dürften übrigens nichteinmal Grundschulabschluss besitzen, geht man danach, wie sie sich verhalten, und was für stilistisch unpassenden Müll sie so von sich geben. Man fragt sich allerdings, welche Prioritätensetzung die Hölle bei der Abstrafung von "Gutes-Tätern" hat.  Wird das erste Opfer noch entführt, weil es ein Kind vor dem Ertrinken rettet, das zweite Opfer einem Suizid-Kandidaten den Selbstmord ausredet, wird das Dritte Opfer entführt, weil es Leuten das Auto repariert, ohne die Arbeitszeit zu verrechnen (!?!). Erst wenn dieser pöhse, pöhse Gutherzigkeits-Mechaniker entführt worden ist, kommt der Blutrichter auf die Idee auch Tony Ballard (den selbsterklärten größten Feind der Hölle) zu verurteilen. Keine fünf Minuten nachdem Ballard verschleppt worden ist, läutet bei Mister Silver Scotland Yard am Telefon, um zu verkünden, dass gaaanz zufällig ein Penner das Versteck der Schatten in der alten Gerberei entdeckt hat. (Bis dahin war das Versteck nämlich unbekannt.) Somit ist der wahre Held in diesem Heft zur Abwechslung mal nicht Ballard himself, sondern ein obdachloser Alkoholiker, ohne den Tony und auch Selby im Höllenfeuer geschmort hätten...
Der Blutrichter ist eine vollkommen farblose Figur, die sich nur durch passives Nichtstun auszeichnet, und durch Dummheit, da Ballard natürlich bei dessen Gefangennahme sowohl magischer Ring, wie auch Dämonendiskus gelassen werden. Er findet seine Vernichtung durch den Diskus auf Seite 64 in drei glorreichen Sätzen:  "Der Blutrichter sah das Ding kommen. Er wollte ausweichen. Zu spät." Ein Roman, der von der Idee her viel Potential geboten hätte, aber dessen Ausführung sehr zu wünschen übrig lässt.


Besonderheiten:
Superintendent Sir James Powell (bekanntermaßen Chef von John Sinclair) hat einen kleinen Gastauftritt, als er bei Ballard aufkreuzt, um dessen Hilfe zu erbitten.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:
Der Herr mit Sense sieht zwar recht adrett aus, hat aber mit dem Roman absolut nichts zu tun. Der Blutrichter ist weder bewaffnet, noch hat er einen Skelettschädel, sondern einen Wolfskopf, und trägt im Roman ein purpurnes Gewand... Da der weiße Hintergrund obendrein nicht gut passt, nur einen Punkt. Das Originalgemälde auf dem DäKi (siehe unten) ist viel stimmungsvoller.


Coverbewertung:
1 Kreuz

Ein Zusatzhinweis zu dem Titelbild kommt von Michael Schick:
Das Titelbild wurde spiegelverkehrt und mit einem anderen Hintergrund auch schon auf dem Cover der Erst- und der Zweitauflage der Dämonenkiller-Romane verwendet:

Dämonenkiller Nr. 65: Rendezvous mit dem Sensenmann