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Der Sturm wühlte in dem Wasser der Seine, überzog es mit grauer
Gischt und warf die kleinen Vergnügungsdampfer, die Mouches, am Kai
gegeneinander, dass sie dröhnten wie Kesselpauken. Blitze zogen ein
unheimliches, schwefelgelbes Lichtnetz über den Montmartre, und auf
der Spitze des Eiffelturms schepperte es, als könnte das Wahrzeichen
von Paris jeden Augenblick wie ein Baugerüst zusammenstürzen. Für
Lucile Verniet, die zum ersten Mal aus der Provinz nach Paris kam, war dieses
Gewitter über der Hauptstadt ein schrecklicher Auftakt. Und dabei war
sie mit so viel freudiger Erwartung aufgebrochen. Als sie im Gare du Nord
ankam, hingen die Gewitterwolken noch regungslos wie Blei über dem
rußgepuderten Glasdach des Bahnsteiges. Die Luft in der Bahnhofshalle
war stickig, treibhausschwül: Lucile war ein sehr sensibles Geschöpf.
Sie bekam schon Kopfschmerzen, wenn sie sich in der Nähe einer
Starkstromleitung befand. Und jedes Gewitter löste bei ihr eine schreckliche
Migräne aus.