Gespenster-Krimi Nr. 198: Der Stierdämon

Gespenster-Krimi Nr. 198: Der Stierdämon


Er kam aus einer Welt, die noch kein lebender Mensch gesehen hatte. Sein weites, wallendes Gewand umflatterte ihm wie eine helle Fahne, und er saß auf einem Dämon in Tiergestalt, dem er seine Fersen in die breiten Seiten schlug, um ihn anzufeuern. Sie waren miteinander eine grauenerregende Symbiose eingegangen - der geflügelte Stier aus den unauslotbaren Tiefen der Hölle und sein Handlanger Mesos, dessen bleicher Totenschädel böse aus dem Bumus grinste. Einen weiten, beschwerlichen Weg hatte Mesos auf sich nehmen müssen. Durch die sieben Weiten des Grauens hatte er sich schlagen müssen, um an sein Ziel zu gefangen. Und er hatte das schier Unmögliche fertiggebracht. Es wer ihm gelungen, den geflügelten Stier zu beschwören und aus der Unendlichkeit der Verdammnis zurückzuholen. Ein furchtbarer Dämon kehrte nach Teheran zurück. Und Mesos, sein Knecht, wollte ihm helfen, die grausame Herrschaft über die Stadt anzutreten ...


von A.F. Morland, erschienen am 28.06.1977, Titelbild: Vicente Ballestar

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Der Höllendiener Mesos schafft es den geflügelten Stier auf die Erde zu bringen. In Teheran errichten sie die Sekte des geflügelten Stiers und schaffen sich so ein Reich des Bösen. Vladek Rodensky - Brillenfabrikant aus Wien und Freund Tony Ballards - kommt in die iranische Hauptstadt, weil er von einem Freund, der jüngst dort war, erfuhr, dass die Bande des geflügelten Stiers Angst und Schrecken in Teheran verbreitet. Er trifft in der Bar seines Hotels den englischen Fotographen Hank Snow, der seinen Frust mit Alkohol zu ertränken versucht. Snow ist mit seiner Freundin Melissa Ford hierher gekommen, um Sehenswürdigkeiten abzulichten - ein lukrativer Job. Doch plötzlich verspürte die junge Engländerin eine nicht näher zu benennende Angst und will partout abreisen, was Snow nicht verstehen kann. Rodensky mutmasst, dass es irgend etwas mit der Bande des geflügelten Stiers zu tun hat, die, seiner Meinung nach, die Gefühle Melissas auf schmarzmagischem Wege beeinflusst. Tatsächlich wird Melissa entführt, nachdem Vladek Tony Ballard in England informiert hat und gemeinsam mit Snow nehmen sie die Verfolgung auf. Melissa wird ins Mausoleum von Reza Ali gebracht, wo sie angekettet wird, und wo ihr Ali - der ein Hexer ist und offiziell seit siebzig Jahren als tot gilt - ihr erklärt, sie habe das Mausoleum (das als Versteck und Hauptquartier für Mesos und den geflügelten Stier fungiert) dadurch entweiht, indem Snow es fotographierte. Gleichzeitig wurde Melissa auserwählt, den Nachwuchs des Stierdämons zur Welt zu bringen. Vladek und Snow finden heraus, wo Melissa versteckt wird, werden aber ihrerseits von den Dämonendienern Aga Pahlev und Karim Kadshar überwältigt und gefangen genommen. Tony Ballard erreicht Teheran und ist besorgt, weil Vladek offensichtlich vom Erdboden verschwunden ist. Er versucht bei einem Polizeiinspektor namens Aftabe Jamshid Informationen zu finden, erfährt aber nur sehr wenig über die Bande des geflügelten Stiers. Später lockt ihn ein Mitglied der Bande - ein Rechtsanwalt nammens Mahmud Musa - in eine Falle und will ihn erdolchen, doch Tony kann den Spiess umdrehen. Als er Musa aushorchen will, vertrocknet dieser binnen weniger Augenblicke vor dem Dämonenhasser und entzündet sich, woraufhin eine wahre Feuersbrunst die Hütte, in der dies alles geschah, abfackelt. Tony kann im letzten Moment entkommen. Er lässt sich nicht entmutigen und wird beinahe durch einen Bekannten Snows - den deutschen Arzt Dr. Werner Krause - mit einer Schlinge erdrosselt. Er kann Krause vom Einfluss des Bösen befreien und schickt den armen Mann mit der nächsten Maschine zurück nach Deutschland. Wenig später findet die Polizei das Fahrzeug, mit dem Vladek und Snow die Verfolgung aufnahmen und es ergibt sich eine Spur zum Mausoleum von Reza Ali, in welches Tony eindringt und nun versucht dem Spuk ein Ende zu bereiten. Doch leider befindet sich Snow bereits in einem Reich des ewigen Leids. Melissa Ford wurde vom Stierdämon geschwängert und Vladek Rodensky, soll dem Einfluss des Bösen erliegen - genau wie Dr. Krause - und seinen Freund töten. Kann diese verfahrene Situation gemeistert werden?


Meinung:
Manchmal kann man das Schreiben eines Romans mit einem Speisenrezept vergleichen. Man hat wirklich sehr gute Zutaten. In diesem Falle: Einen interessanten Schauplatz und einen ungewöhnlichen Gegner (einen geflügelten Stier immerhin). Man fügt die Zutaten zusammen, und eigentlich sollte das Endergebnis zufriedenstellen und wohlbekömmlich sein. So sollte es sein!!!! Doch leider kommt es auch mal vor, dass der Koch Mist baut oder einen schlechten Tag hat. Und irgendetwas von dem, muss wohl auf A. F. Morland zugetroffen haben, als er "Der Stierdämon" schrieb. Ehrlich gestanden, ich will jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, weil mich die Lektüre dieses Romans ziemlich ermüdete und ich nur noch ins Bett wanken möchte. Aber soviel zumindest. Die Story verheizt die guten Zutaten in einer 0815-Weise, die irgendwie lieblos heruntergeschrieben wirkt. Es kommt keine rechte Spannung auf, weil Morland wieder einmal zu viele Charaktere ins Geschehen einzuflechten versucht. Wenigstens den Erzählstrang mit Dr. Werner Krause hätte er weglassen können. Einzig ein Umstand regte mich doch an, die Augenbrauen überrascht anzuheben. Melissa Fords trauriges Selbstmord-Ende, als sie sich vor einen LKW wirft, weil sie die Nachkommenschaft des Stierdämons nicht austragen wollte, bringt etwas Tiefe in diese flache Story. Tony Ballard vernichtet Reza Ali, Mesos und den geflügelten Stier, zerschlägt somit die gleichnamige Bande, doch so richtig Happy-End-Stimmung, will bei dem Ende der jungen Engländerin nicht aufkommen. Und dieser Umstand bewirkt, einen Totalabsturz in der Bewertung dieses Romans.


Besonderheiten:

2. Auftritt von Vladek Rodensky


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover gefällt mir eigentlich sehr gut. Wenn die Qualität der Story mit ihm mithalten könnte, wäre sie wirklich ein Lesegenuss gewesen. Mesos und den geflügelten Stier stelle ich mir tatsächlich so vor. Und die fremdländische Atmosphäre ist gut getroffen.


Coverbewertung:
3 Kreuze

Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Bei einer gemütlichen Runde unter Freunden erfährt Vladek Rodensky von der Geschichte um den geflügelten Stier, welcher von seinem Diener Mesos nach Teheran/Persien zurück geholt wurde, nachdem Mesos durch die sieben Welten des Grauens musste. Nun regiert die Bande des geflügelten Stiers die Hauptstadt des heutigen Iraks aus dem Hintergrund heraus. Rodensky macht sich auf den Weg nach Teheran und lernt direkt ein Opfer der Bande kennen. Die Freundin des Fotografen Hank Snow verweigerte plötzlich die Mitaarbeit an Fotoaufnahmen bei Mausoleen und will nur noch das Land verlassen. Zu spät, denn die Schergen des geflügelten Dämons entführen Melissa Ford zu einem weiteren Dämon in der Stadt, dem Hexer Reza Ali. Auch Hank Snow und Vladek Rodensky werden von der Bande gefasst, doch Tony Ballard ist mittlerweile informiert worden. Kann er es aber alleine gegen dieser Übermacht an Dämonen aufnehmen?


Meinung:
In dem zwanzigsten TONY BALLARD Roman innerhalb der GESPENSTER KRIMI Reihe ist eine ganze Horde Dämonen in Teheran eingefallen. Da ist es bei diesem ansonsten kurzweilig und spannend geschriebenen Roman von Autor A.F. Morland echt ein Wunder, dass Tony diese recht einfach in die Knie zwingt. Immerhin ist von ca. 300 Dienern die Rede. Trotzdem ist der Roman wirklich ganz gelungen, wenn auch kein Meilenstein in der Ballard-Historie. Der relativ happy-end-lose Schluß stimmt mich allerdings versöhnlich!


Besonderheiten:
Subserie: Tony Ballard 20


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Der auf dem geflügelten Stier reitende Mesos ist auf diesem Titelbild von Ballestar recht gut dem Roman angepasst - von kleinen Abweichungen mal abgesehen. Insgesamt wirkt das Bild allerdings recht dunkel...trotzdem ein würdiges Cover.


Coverbewertung:
3 Kreuze