Gespenster-Krimi Nr. 11: Die Stunde des Henkers

Gespenster-Krimi Nr. 11: Die Stunde des Henkers


Es war kurz nach halb zwölf, Jakob Neumann führte seine Schäferhündin noch einmal aus. Wiens nächtliche Straßen waren menschenleer und wirkten wie ausgestorben. In wenigen Minuten sollte der Nacht-Western über den Fernsehschirm flimmern. Bis dahin wollte Jakob Neumann wieder zu Hause sein. Der Hund lief voraus. Er lief um die Ecke. Er fand den Nachhauseweg allein. Jakob Neumann warf sich die Leine über die Schulter und bog einige Augenblicke später ebenfalls um die Ecke. In diesem Moment sprang ihn das eiskalte Entsetzen an. Bessy, der Hund, lag vor dem Haustor und rührte sich nicht mehr. Das Tier hatte alle vier Beine von sich gestreckt. Die Zunge hing weit aus dem Rachen. Die Augen waren gebrochen. Blut troff aus der Schnauze. "Bessy!" stöhnte Neumann verdattert und lief hastig zu der toten Hündin. "Bessy!" Er konnte sich den unverhofften Tod des Tieres nicht erklären. Benommen starrte er auf das Tier. "Bessy!" sagte er noch einmal. Plötzlich ließ ihn ein Geräusch hochzucken. Ein düsterer Schatten füllte die Haustürnische. Und aus diesem undurchdringlichen Schatten trat dem entsetzten Mann nun eine furchteinflößende Gestalt entgegen.


von A.F. Mortimer, erschienen am 27.11.1973

Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Ein unheimlicher und gnadenloser Henker versetzt Wien/Österreich in Angst und Schrecken. So wird auch der Vater von Paul Neumann vor dem eigenen Haus enthauptet. Der junge Student will sich für den herben Verlust rächen, doch es kommt noch schlimmer für ihn: der Geist seines Vaters taucht auf und verlangt, dass Paul Böses tut, damit der 'Meister' - so lässt sich der Henker wohl nennen - Vaters Geist nicht weiter foltert. Paul wehrt sich gegen diesen absurden Wunsch, da er natürlich auch fürchtet, dass er seiner Freundin Karin Utz etwas antut. Er erfährt allerdings, dass es anderen Verbliebenen von Opfern des Henkers genau so ergeht und kann dieser Aufforderung immer weniger widerstehen, da er mehr und mehr versteht, dass sein verblichener Vater wirklich zu Leiden hat! So läßt er dem Bösen in sich freien Lauf


Meinung:
Der elfte GESPENSTER KRIMI ist gleichzeitig der vierte Roman aus der Feder des Autors A.F. Mortimer alias Morland innerhalb dieser Reihe. Mit diesem legt er einen richtigen Psychothriller hin, der von den Standard-Gruselromanen ziemlich abweicht. Es gibt nicht den einfachen und sympathischen Helden; hier wird einem Opfer noch übler nachgestellt. Dazu ist eine Menge der schon fast klassischen 'morlandschen' Härte in den Roman gepackt, die dem Autor damals ja fast einige Probleme bereitet hat. Allerdings ist die Handlung des sehr kurzweilig geschriebenen Romans gegen Ende leider etwas unbefriedigend - der Schluss schreit ja regelrecht nach einer Fortsetzung, die es meines Wissens aber nicht gibt. Punktabzug für Unvollständigkeit!


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Dieses rote schreckensverzerrte Gesicht ist schlicht und einfach gehalten. Vielleicht assoziiert man das Rot noch irgendwie mit einem Henker - blutiger Job; rote Kapuze oder Kutte - das war es aber auch an Bezügen zu dem Roman.


Coverbewertung:
1 Kreuz

Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Monster vom Titelbild ist auch auf dem Gespenster-Krimi Nr. 54 abgebildet.

Gespenster-Krimi Nr. 54: Der Stein des Todes


Das Gesicht des Ghouls war übrigens auch schon einmal auf dem Cover des Magazins "Monster World" Nr. 5 zu sehen.

Monster World Nr. 5


Und auch auf dem Cover des australischen Comic-Magazins "SKULLS OF DEATH" war die Fratze schon verwendet worden.

"SKULLS OF DEATH"


Das Monster vom Titelbild stellt den Schauspieler Tor Johnson dar, unter anderem bekannt aus seinen Rollen in B-Filmen wie "The Unearthly" (1957), "The Beast Of Yucca Flats" (1961) und "Plan Nine From Outer Space" (1959). Die Szene vom Gespenster-Krimi Titelbild stammt aus seinem Film "Bride Of The Monster" aus dem Jahr 1955, wie es ja auch schon auf dem Cover des "Monster World"-Magazins zu lesen war (siehe der Hinweis oben). In dem Horrorfilm "Bride Of The Monster" kreiert Dr. Vornoff (gespielt von Bela Lugosi) mit Hilfe von Atomenergie Monster; eines davon wird im Film von Tor Johnson dargestellt.

Tor Johnson