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Der Schrecken der Nacht stand Agnes Moorland noch deutlich im Gesicht, als
sie bei ihrer Schwester ankam. Die beiden hatten sich nie verstanden und
wäre nicht die Sache mit dem Geist gewesen, wäre sie bestimmt nicht
zu Phyllis gegangen. In den letzten Jahren waren die Ansichten ihrer Schwester
nicht besser geworden. Phyllis war eine alte Jungfer, grimmig, abweisend,
schweigsam und empfindlich nervös. "Ein schöner Tag heute, nicht
wahr?" sagte Phyllis, als ihre Schwester zur Tür hereinkam. Agnes
bestätigte, daß es ein schöner Tag sei. "Er wäre noch
schöner", fügte sie hinzu, "wenn er mir nicht durch diesen verdammten
Geist in Whitehall verdorben worden wäre. "Sprich in meinem Haus nicht
von Geistern", erwiderte Phyllis mit einem lächelnden Schaudern. "Ich
sagte erst gestern zu Miss Annie, meine Träume, die ich jetzt jede Nacht
habe, bringen bestimmt nichts Gutes - wie recht ich doch hatte - nicht wahr?"
Phyllis hatte die Angewohnheit, einzelneWörter stark zu betonen; sie
hielt dies für sehr vornehm. Sie war eine kleine, vogelähnliche
Frau, deren grellrot gefärbtes Haar so unnatürlich wirkte wie eine
Theaterperücke. Das kreisförmig auf den Wangen verriebene Rouge
gab ihr das Aussehen einer Fieberkranken, und die blanken runden Augen waren
ständig in Bewegung. Gerade jetzt wanderte ihr Blick zwischen Agnes
und dem Wasserkessel auf dem Gaskocher hin und her. Phyllis blickte ihre
Schwester scharf an. "Was ist denn schon wieder passiert?" "Ich habe ihn
gesehen", sagte Agnes. "Sein schreckliches Gesicht, seine langen knöchernen
Hände. Er stand vor mir, reglos wie ein geschnitztes Bild und unheimlich
wie ein Traum! Sein Kopf war eingerahmt vom schmutzigen Haar, und die Haut
auf seinem kantigen Gesicht war gelb und runzelig. Ein gräßliches
Gelächter schien seine Züge zu einem ewigen Grinsen verzerrt zu
haben.