John Sinclair TB Nr. 295: Märchenwald - Mörderwald
Zuerst hatte ich Lord Henry Britton nicht so recht glauben wollen, als er
mir erzählte, dass die Asche seiner toten Schwester vom Erdboden aufgesaugt
worden war und er die Stimme der Toten aus dem Stamm einer Linde gehört
hatte. Der Ort des Geschehens wurde von den Menschen als Märchenwald
bezeichnet. Für uns wurde er allerdings zum Mörderwald, denn an
diesem Ort überlappten sich die Dimensionen, und wir bekamen es mit
Geschöpfen zu tun, die selbst ich noch nicht erlebt hatte ...
von Jason Dark, erschienen im November 2005, Titelbild: E.J.Spoerr
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Als Lord Henry Britton die Asche seiner toten Schwester unter einer Linde
verstreut, wird diese vom Waldboden aufgesogen und kurz darauf vernimmt der
Lord die Stimmer seiner Schwester aus dem Baum. Auch die Familie des
ansässigen Försters wird in die Geschehnisse mit einbezogen als
ihre Tochter eines Nachts in den Wald geht und nicht mehr zurückkehrt.
Doch die Mutter sieht in der selben Nacht, in der Lord Henry die Stimme seiner
toten Schwester hört, ihre Tochter als riesiges Gespenst am Waldrand.
Grund genug für Lord Britton seinen Clubkameraden Sir James zu informieren,
der sofort John Sinclair auf die Sache ansetzt. Der macht sich sogleich auf
den Weg in den Märchenwald. Doch bevor er den Lord erreicht, wird er
von dem Hund des Försters Benson angegriffen. Das Tier hat grünen
Geifer vor dem Maul, verschwindet aber ohne das es zu großen Komplikationen
gekommen wäre. John und der Lord wollen zunächst den Förster
aufsuchen, der bei der "Beisetzung" der Asche zugegen gewesen war. Doch auch
das Ehepaar Benson ist spurlos verschwunden, so beschließen die beiden
Männer in den Wald zu gehen und die Linde zu suchen. Als den Baum finden
greift der Hund erneut an, doch dieses Mal ist er doppelt so groß wie
vorher. Der Lord erschießt das Tier und als John die Linde mit dem
Kreuz testen will, verschieben sich die Dimensionen und sie befinden sich
plötzlich in Aibon, in einem Abschnitt des Landes der genau zwischen
dem guten und dem bösen Teil liegt. Doch es gibt noch mehr Geheimnisse
in diesem Landstrich, denn plötzlich erscheinen die Bensons als Familie
vereint vor dem Lord und dem Geisterjäger, und zwar als Riesen.....
Meinung:
Ein verwunschener Wald deutet entweder auf Mandragoro oder Aibon hin, wie
John selber ja schon öfters erwähnt und beide Themen versprechen
eigentlich schon interessante Abenteuer. Leider wird die Rechnung auch hier
ohne den Wirt gemacht, denn Jason Dark schafft es auch bei diesem Taschenbuch
eine anfangs sehr stimmige Atmosphäre durch Belanglosigkeiten und viele
alberne Dialoge zunichte zu machen. Selbst vordergründig spannende
Ereignisse wie der Angriff des Riesenhundes werden regelrecht banalisiert,
wenn der Lord mal eben seine Armeepistole von anno dazumal zückt und
den Köter mit einem Schuss niederstreckt. Auf die Stimme der Schwester
wird später auch nur noch am Rande eingegangen und eine logische
Erklärung sucht man dafür vergebens. Dafür wird ständig
und immer wieder der seltsame Titel der Geschichte eingebracht, der völlig
daneben liegt. Der Märchenwald mag ja noch zutreffen aber Mörder
werden vergeblich gesucht. Auch die Riesenhaftigkeit der Bensons wurde stark
untertrieben. Drei Meter sind zwar für Menschen enorm, aber unter Riesen
verstehe ich dann schon fünf oder zehn Meter. Damit kommen wir auch
schon zum Klappentext auf dem groß angepriesen wird, dass John auf
Wesen trifft, die selbst er noch nicht erlebt hat. Das ist ganz klar falsch,
denn zumindest in Bezug auf Avalon hat John schon des öfteren mit Riesen
zu tun gehabt. Die hölzernen Dialoge sind oben bereits erwähnt
worden, an dieser Stelle sollen nur mal die ganzen "He's" und Ha's" genannt
werden, die bei den neueren Romane immer wieder verwendet werden und zwar
in einer enervierenden Anzahl. Abgesehen davon, dass sich die Protagonisten
mit ihrem Gelaber ständig im Kreis drehen und die Vorkommnisse etliche
Male durchkauen, ohne zu Ergebnissen zu kommen. Die Szene in der Benson eine
grüne Haut bekommt, hätte sich der Autor ruhig sparen können.
Reine Seitenschinderei, ohne dass die Aktion auch nur ansatzweise spannende
gewesen wäre. Auch das Finale ist mehr als unbefriedigend und die
Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung ist unerträglich. Zumindest als der
Lord von den Riesen gepackt wurde und John vor den Monstern floh kam etwas
wie Spannung und Action auf, wurde aber gleich wieder zerstört. Dass
der Lord überlebte war selbstverständlich klar, sonst hätte
John sich Vorwürfe machen müssen einfach Fersengeld gegeben zu
haben, als der alte Mann in Schwierigkeiten steckte. Zuviel Konfliktpotential
für so eine 08/15-Story. Fazit: Überflüssiges Geschreibsel,
dass weder Geld noch Papier wert ist.
0 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Farbgebung und Stil vermitteln schon eine stimmungsvolle
Gruselwald-Atmosphäre. Leider sieht die Frau wie eine alternde Dame
vom horizontalen Gewerbe aus, die zuviel gezecht hat.
Coverbewertung: