John Sinclair Nr. 789: Der Zombie-Teich

John Sinclair Nr. 789: Der Zombie-Teich


Schlangengleich umfuhr die Hand den dünnen Baustamm und legte sich blitzschnell über den Mund des Mädchens, dessen heftiger Schreck sich nicht mehr in einem Schrei ausdrücken konnte. Das Herz raste plötzlich, die Echos der Schläge spürte sie im Kopf, und die plötzliche Furcht preßte sich wie eine Klammer um ihren Magen. Da hörte sie das Lachen. Leise und freudig, dicht an ihrem rechten Ohr. Als es verstummte, löste sich die Hand, und Dinah konnte wieder normal und tief durchatmen. "Hast du dich erschreckt?" Sie schloß für einen Moment die Augen. Eine dämliche Frage! Natürlich hatte sie sich erschreckt, und sie hätte beinahe einen Herzschlag bekommen. Allmählich haßte sie die Späße ihres Freundes, die konnten er bei anderen durchführen nicht bei ihr!


von Jason Dark, erschienen am 16.08.1993, Titelbild: Vicente Ballestar

Rezension von The Fox:


Kurzbeschreibung:
Dinah und ihr Freund Herbie wollen sich eigentlich nur eine nette Liebesnacht in ihrer selbstgebauten Hütte am Teich im Wald machen, doch durch gräßliche Laute werden sie gestört. Sie müssen mitansehen, wie seltsame Lichter auf dem Teich erscheinen und bald darauf Köpfe an die Oberfläche steigen. Panisch rennen die beiden zu ihrem Wagen und wollen damit flüchten, doch die Straße wird durch die zu den Köpfen gehörenden Körpern versperrt, die das Auto und seine Insassen angreifen. Zum Glück ist auch John gerade auf dem Nachhauseweg von seinem letzten Fall und wird von einer Zigeunerin im Nebel angehalten und in den Wald gelockt. Er kann die Körper gerade noch in die Flucht schlagen und erfährt dann von der alten Frau, dass die Zombies ihre Söhne waren, die unschuldig von den Dörflern vor 50 Jahren geköpft wurden. Darauf verfluchte die Frau den Ort, aber nun packt sie das schlechte Gewissen und John soll ihre Söhne endgültig töten. Das schafft er auch, kann aber nicht verhindern, dass die alte Zigeunerin vorher noch von einem Zombie umgebracht wird.


Meinung:
Stellenweise war das der spannendste Sinclair, den ich seit langem gelesen habe. Vor allem die Flucht des Pärchens vor dem Grauen am Teich und ihre Angst vor den Kopflosen sind sehr stark beschrieben. Auch gut ist Johns Kampf am Anfang gegen besessene Nonnen, ein Überbleibsel aus dem letzten Fall. Abstriche machen muß man nur für die Auflösung der Story: Dass die Mutter die Köpfe ihrer Söhne ausbuddelt, sich der Fluch erst 50 Jahre später erfüllt und sie am selben Tag will, dass die Zombies vernichtet werden, ist doch etwas weit hergeholt. Trotzdem ist mir dieser Roman auf jeden Fall 4 Kreuze wert.


Besonderheiten:
Aus der Rubrik unfreiwillige Komik: Der Reverend bezeichnet Johns Kreuz schwärmerisch als Gestalt gewordene Wunde (S.20). Ein Wunder ist wohl eher gemeint.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze
Rezension von 
Ulrich Surendorf/Chapman:


Kurzbeschreibung:
John Sinclair bleibt noch zwei Tage im Kloster der barmherzigen Schwestern, weil er mit dem Pfarrer über die Renovierung seiner Kirche sprechen will. Dabei fällt auf, dass Monica und Larissa noch immer im Bann der vernichteten Nonne Virginia (s. Band 788 ‚Schreckensnacht der weißen Nonne') stehen. John kann sie davon befreien und macht sich dann auf den Weg nach London. Auf dem Weg durch ein einsames Waldstück stellt sich ihm eine alte Frau in den Weg, die sich als Teresa vorstellt und ihn bittet, einen Fluch zu löschen. Sie erklärt, dass hier vor 50 Jahren ihre vier Söhne für einen Mord geköpft wurden, den sie nie begangen haben. Teresa hat daraufhin die Köpfe in einen kleinen Teich geworfen und einen Fluch ausgesprochen, dass die Körper der getöteten ihre Köpfe suchen sollen und sich dann für ihren Tod rächen sollen.  Doch nun, nach 50 Jahren, ist Teresa fast 90 Jahre alt und möchte nicht mehr, dass der Fluch zur Wirkung kommt. Sie selbst ist nicht in der Lage, das Grauen zu stoppen. Sie führt John zu dem Teich, in dem schon die Köpfe der Zombies schwimmen. Die Körper der vier Männer kommen immer näher. John kann die vier Untoten mit Silberkugeln und dem Dolch vernichten, doch dass einer der Zombies Teresa tötet, kann auch er nicht verhindern.


Meinung:
Allein das Wort ‚Zombie' im Titel lässt bei mir meistens schon schlechte Vorahnungen entstehen. Oft wird man enttäuscht von den Geschichten, manchmal jedoch auch nicht. Bei diesem Roman bin ich mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, wie ich ihn finden soll. Auf der einen Seite gibt es viele langweilige Szenen, vor allem mit dem Liebespaar Herbie und Dinah, aber es kommen auch spannende Momente vor, was gerade durch den dunklen, Nebel verhangenen Wald erzeugt wird. Die Story ist selbst ist gar nicht so übel und beinhaltet ja auch eine gewisse Tragik, gerade als die Mutter durch ihren eigenen Sohn getötet wird, der ja auch nur durch sie zum Zombie wurde. Warum die Männer allerdings 50 Jahre warten sollten, um ihre Rache zu vollenden, das verstehe ich nicht. Von den Richtern, die damals das Urteil sprachen, wird doch heute wohl keiner mehr leben. Ein wenig schmunzeln musste ich, als ich erfuhr, dass die Zombiekörper ihre Köpfe suchen sollen. Das hat mich sehr stark an das TSB-Hörspiel ‚Tal der vergessenen Toten' erinnert, wo der Zombie ständig stöhnt: "Wo… ist… meine… Hand…?" :-)
Zu erwähnen ist hier noch der lange Vorlauf, bis die eigentliche Geschichte beginnt. Das gibt es auch selten bei den Romanen, dass die vorgegangene Geschichte praktisch noch bis Seite 20 in den neuen Roman hineinspielt.


Besonderheiten:
Mit diesem Roman erschien die dritte Auflage Band 302 ‚Die Tochter des Totengräbers'.
Mit diesem Roman erschien die vierte Auflage Band 68 ‚Die Hexenmühle'.


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Bild zeigt, wie Herbie und Dinah die Köpfe beobachten, die aus dem Wasser steigen. Die düstere Nachtstimmung kommt gut rüber und auch die Zombie-Köpfe gefallen mir.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Ballestar-Motiv war auch schon auf dem Cover des tschechischen John Sinclair-Romans Nr. 429 abgebildet, obwohl es sich dabei nicht um die selbe Geschichte handelte. Bei der tschechischen Ausgabe handelte es sich stattdessen um die Übersetzung des Romans "Todesfalle unter Wasser", welcher in Deutschland als John Sinclair-Erstauflage Nr. 379 erschienen war:

John Sinclair Nr. 429