Falkengrund Nr. 51: Im Griff des Sandmanns
Falkengrund Nr. 51: Im Griff des Sandmanns


Heiße, fiebrige Augustnächte. Das Mädchen lag auf einem vom Schweiß durchnässten Laken. Dennoch musste man die Fenster geschlossen halten, damit ihr Heulen nicht an die Außenwelt drang. Die Zehnjährige schrie im Wachen wie im Schlafen. Ein anhaltender, durchdringender Schrei war es, der beim Luftholen nicht abbrach, sondern zu einem saugenden Klagen wurde, nur um im nächsten Moment wieder mit voller Kraft loszubrechen. Sie war in einem Albtraum gefangen. Aus dem Fußboden wuchsen schaurige Gestalten, solche, die wie verkohlte Leichen aussahen oder von einer mahlenden Schuppenschicht überzogen waren. Schwere, vom Kämpfen und Töten schartig gewordene Hörner wischten haarscharf an ihr vorbei, Klauenhände mit langen Krallen berührten ihre Haut. Dämonen, Geister, namenlose, unbeschreibliche Dinge scharten sich um das Bett, an das man sie mit dicken Lederriemen fixiert hatte. Von der hohen Decke ließen sich fledermausartige Vampirwesen herab, dazwischen haarige Spinnen, so groß wie Katzen. Ein infernalisches Dröhnen klang in einem verrückten Rhythmus von den Wänden, als benutzten die Geschöpfe einer anderen Dimension sie als Trommeln und lebten ihren Zorn und ihren Hass daran aus.