Dämonen-Land Nr. 65: Der Todeskuß
Mutter Natur kann manchmal sehr grausam sein. Wußten sie zum Beispiel,
daß die Spinnenart der "Schwarzen Witwe" ihren Namen dem Umstand verdankt,
daß das Weibchen nach der Paarung das Männchen frißt? Wie
gut, daß wir Menschen dieses Verhaltensmuster nicht kennen. Bis jetzt.
Was aber geschieht, wenn die Hormone der "Schwarzen Witwe" isoliert und einer
Frau verabreicht werden? Die erschreckende Antwort darauf gibt dieser Roman...
Ihr Dämonen-Land-Redakteur
von Gay D. Carson, erschienen am 07.04.1992, Titelbild: JAD
Dieser Roman erschien erstmals 1975 als VHR Band 110
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Sheriff Lennon und Polizeilieutenant Steve Conally stehen vor einem Rätsel.
Mehrere männliche Leichen wurden bereits entdeckt, deren Kopf
vollständig von einem Spinnennetz eingewoben wurde und deren Hälse
grässliche Wunden aufweisen aus denen der Lebenssaft abgesogen worden
war. Conally erhofft sich Unterstützung in den nahegelegen Forschungslabor
von Professor Westlake. Der arbeitet mit seinen Kollegen an Spinnenhormonen,
die er synthetisch herstellen will, um die Gefahr der Giftspinnen im
Amazonasbecken einzudämmen. Conally macht die Bekanntschaft mit der
hübschen und geheimnisvollen Assistentin des Professors. Der Polizist
ist von Anfang an von Mandy Keene fasziniert und seine Zuneigung wird erwidert.
Doch Mandy Keene ist das Opfer einer unglaublichen Mutation. Ihr Organismus
hat auf die Spinnenhormone reagiert. Die Folge ist eine schreckliche
Schizophrenie und auch Mandys Körper hat eine Veränderung durchgemacht.
Mandy Keene ist zu einer menschlichen Riesenspinne mutiert und Steve Conally
soll ihr nächstes Opfer werden ...
Meinung:
Wer nun denkt, damit wäre der Plot dieser interessanten Geschichte schon
verraten, der sieht sich gänzlich getäuscht, denn es kommt noch
viel dicker. Gay D. Carson hat ihr einen Horror-Roman erschaffen, der nicht
mit dem üblichen Schreckenszenario genmanipulierter oder radioaktiv
verseuchter Riesenspinnen aufwartet. Auch der Teufel hat seine Finger nicht
im Spiel. Carson hat den Versuch gemacht seinem Roman durch eine
pseudowissenschaftliche Erklärung Authentizität zu verleihen. Das
ist ihm im Prinzip auch gelungen, doch leider schwankt die Qualität
seiner Recherche bezüglich der Spinnen gehörig. Glücklicherweise
hat er nicht den Fehler begangen und den Tieren nur sechs statt acht Beinen
angedichtet und auch die Fäden werden bei den normalen Spinnen am Hinterleib
durch Drüsen produziert. Aber was ansonsten an Fakten geboten wird ist
schlichtweg haarsträubender Unsinn. Schwarze Witwen werden hier als
vogelspinnenartige Ungetüme verkauft, deren Gift absolut tödlich
ist. Zum einen sind diese Tiere aber nicht annähernd so groß,
wie in diesem Roman beschrieben, zum anderen auch nicht derart behaart. In
einer Szene des Romans wird darüber hinaus "gezeigt" wie eine Schwarze
Witwe Jagd auf eine Maus macht. Niemand käme auf die Idee einer derartigen
Spinne eine Maus als Nahrung anzubieten, dass kann man allenfalls mit
Vogelspinnen machen. Darüber hinaus bauen Schwarze Witwen Netze in denen
sie lauern und auf Beute warten. Keines der Tiere käme auf den Gedanken
eine Beute aktiv zu verfolgen. In der Art wie Carson den Vorgang beschrieben
hat kann jemandem der Spinnen skeptisch bis ablehnend gegenübersteht
schon der eine oder andere Schauer über den Rücken laufen. Damit
wären wir auch schon bei dem Sinn dieser Lektüre. Wer sich über
Spinnen und Spinnentiere informieren will sollte sich dementsprechende
Sachbücher zulegen oder im Internet recherchieren. Der Autor dieses
Romans will seine Leser lediglich für einige Stunden angenehm und gruselig
unterhalten. Und das hat er geschafft. Die Geschichte wird spannend
erzählt, hat überraschende Wendungen, die man so nicht erwartet
und ein eher tragisches Ende. Steve Conally, zunächst ein sehr typisches
Exemplar der Gattung Heftromanheld, wird im Laufe der Handlung zu einem sehr
menschlichen Zeitgenossen, der sogar zu einem Opfer der eigenen Angst wird
und nicht immer cool und überlegen reagiert wie viele seiner Kollegen.
Wer die Idee menschlicher Riesenspinnen nicht allzu absurd findet und sich
einfach einmal gut unterhalten will kann bei diesem Roman getrost zugreifen,
auch wenn die Spinne ärgerlicherweise wieder Insektenaugen besitzen.
Zum Autor: Hinter dem Pseudonym Gay D. Carson verbirgt sich der 1923 in Duisburg
geborene Günter Dönges. Als John D. Acton hat er die Serie BUTLER
PARKER verfasst, während er als Gay D. Carson 11 Grusel-Romane schrieb,
die alle in der Reihe VAMPIR-HORROR-ROMAN erschienen sind. Außerdem
verfasste er insgesamt sechs Hefte für die Serie DÄMONENKILLER.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das neue Cover von Jad ist wieder mal ein grandios geworden. Welcher Horror-
und Spinnen-Freund kann sich diesem Motiv schon entziehen? Die Szene stellt
zwar eine recht freie Interpretation, aber das sei dem Künstler an dieser
Stelle verziehen.
Coverbewertung: